08.02.2021
Noch immer sorgt die Corona-Pandemie für große Einschränkungen im öffentlichen Leben. Museen müssen geschlossen bleiben, Vereinsveranstaltungen sind untersagt, ebenso wie kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art. Auch Geburtstagsfeiern sind nicht möglich. Schade, denn in Höchstadt steht am 9. Februar 2021 ein runder Geburtstag im Kalender: Zum 240. Mal jährt sich die Niederkunft des bis heute größten Sohnes der Stadt, Johann Baptist Ritter von Spix.
Doch wer ist der Mann, der bis heute Forscher in aller Welt ebenso inspiriert, wie die Phantasie abenteuerlustiger Kinder oder das Fernweh im Alltag eingespannter Erwachsener? Der Vorsitzende unseres Fördervereins, Herbert Fiederling erinnert zum Jubiläum des Forschers an ein außergewöhmliches Leben, das wenige Meter neben der Aisch seinen Ausgang nahm. Machen Sie es wie Bürgermeister Gerald Brehm: Tauchen Sie mit ein in eine Welt vor unserer Zeit, staunen Sie über eine besondere Lebensleistung uns stoßen Sie an. Denn wie heute war auch Spix vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Mit Zuversicht und Engagement hat er sie gemeistert. Gemeinsam werden wir auch die aktuelle Krise überstehen und freuen uns, Sie danach wieder in unserem Museum begrüßen zu dürfen.
Ein Leben für die Zoologie
Am 9. Februar 1781 wurde Johann Baptist Spix als 7. von 11 Kindern in Höchstadt geboren. Seine Eltern waren Johann Lorenz Spix, Bader in Höchstadt in 2. Generation, “Stadtchirurg” sowie Stadtrat, und Maria Franziska, geb. Tadina, Kind italienischer Vorfahren.
Johann Baptist besuchte zunächst die Schule in Höchstadt, in der man seine außerordentliche Begabung erkannte. Mit 11 Jahren trat Spix in die Bamberger Domschule ein, wechselte dann in das Aufsess`sche Studienseminar. Spix bestand das Abitur als einer der Besten und erwarb im Alter von gerade einmal 19 Jahren den Grad eines Doktors der Philosophie an der Universität Bamberg. Anschließend begab sich Spix für ein Theologie-Studium nach Würzburg, dass er aber nach kurzer Zeit aufgab und sich dem Studium der Naturlehre und der Heilkunde zuwandte, welches er 1806 als Doktor der Medizin abschloss.
Kurze Zeit später wurde er an die königlich bayerische Akademie der Wissenschaften nach München berufen. 1808 reiste Spix als Stipendiat der bayerischen Regierung nach Paris, in andere Teile Frankreichs und nach Italien. Dort konnte Spix zoologische und anatomische Studien zu betreiben. Zu jener Zeit war Paris mit den beiden Berühmtheiten Cuvier und Lamarck das Zentrum der naturwissenschaftlichen und biologischen Forschung.
Wieder zurück in München übernahm Spix das Naturalienkabinett der Akademie. Vom König erhielt er die Order, das Kabinett in eine wissenschaftliche zoologische Sammlung auszubauen. Daraus entstand dann 1811 die Zoologische Staatssammlung München, die es heute noch gibt und mit 25 Millionen Tierpräparaten zu den größten wissenschaftlichen Sammlungen weltweit gehört.
Spätestens zu dieser Zeit war Spix - auch nach Veröffentlichung verschiedener wissenschaftlicher Werke - ein hochgeehrter und bedeutender Wissenschaftler. So verwundert es nicht, dass er als Leiter der Delegation nominiert wurde, welche die erstmalige Expedition in Brasilien durchführen sollte. Damit war Spix vom König zum Leiter der ersten, von bayerischem boden ausgehenden Expedition. Es sollte die bis heute erfolgreichste werden.
Die Reise dauerte von Februar 1817 bis Dezember 1820. Sein Reisegefährte war der Erlanger Biologe Carl Friedrich Martius. Gemeinsam legten beide in Brasilien über 10.000 km zurück und notierten, beschrieben und sammelten. Fast alles war neu für die beiden Bayern. So kamen die Forscher schließlich mit 67 großen Kisten voller Sammlungsgut zurück. Darunter über 1.000 Tierarten, 2.700 Insektenarten, 6.500 Arten von Pflanzen. Zur wissenschaftlichen Kollekte zählten ebenso anderen Kostbarkeiten, die das Interesse des Forscher-Duos weckten. Insgesamt sind auf der Gepäckliste 400 Gegenstände vom kulturellen und häuslichen Leben der Indianerstämme verzeichnet, heute einmalige Erinnerungen an eine weitgehend vergangene Kultur. Diese Sammlung wurde zum Grundstock der Zoologischen Staatssammlung, anderer naturwissenschaftlicher Sammlungen und des Völkerkundemuseums in München, heute Museum fünf Kontinente.
Spix hat sich in Brasilien eine Tropenkrankheit zugezogen und litt an der winterlichen Münchener Kälte. Trotz seiner schlechten Verfassung und der wenigen Zeit, die Spix nach der Rückkehr aus Südamerika noch geschenkt war, wurden über 500 Tierarten für die Wissenschaft neu in neun großen, kostbar illustrierten Bänden beschrieben. Es handelte sich dabei um 64 Schnecken, 19 Muscheln, 91 Fische, 158 Amphibien und Reptilien, 220 Vögel, 15 Fledermäuse und 34 Affen. Einige der Bücher wurden nach dem Tod von Spix von seinen Assistenten fertiggestellt. Johann Baptist Ritter von Spix starb am 13. Mai 1826 mit 45 Jahren.
Spix und Martius wurden nach ihrer Rückkehr vom König geadelt und mit vielen Ehrungen bedacht, Spix zusätzlich zum Hofrat ernannt.
1994 wurde in Höchstadt der Ritter von Spix-Verein gegründet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen, dass die Leistungen des in Höchstadt geborenen Naturwissenschaftlers nicht in Vergessenheit geraten. 2003 wurde mithilfe der Sparkasse eine Spix-Statue aufgestellte und 2004 im Erdgeschoß des Spix-Hauses ein kleines Museum eingerichtet. Das Museum wurde vor 2 Jahren grundlegend renoviert und modernisiert. Die Mitglieder des Spix-Vereins betreiben dieses Museum für die Stadt Höchstadt und freuen sich über jeden Besucher.
© 2023, Ritter von Spix Förderverein e. V. 1994
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